Herbert Weichmann

Herbert Weichmann (1896 – 1983), von 1965 bis 1971 Erster Bürgermeister von Hamburg, wurde durch den Ersten Weltkrieg und den Untergang des Kaiserreiches, das Scheitern der Weimarer Republik und den Terror der NS-Diktatur politisch geprägt. Wegen seiner Mitgliedschaft in der SPD und seiner jüdischen Herkunft wurde er von den Nationalsozialisten verfolgt. Im September 1933 ging er über Prag zunächst ins Pariser Exil und baute sich dort eine Existenz als Journalist auf. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges in Frankreich als „feindlicher Ausländer“ verdächtigt, wurde er mehrfach in Lagern interniert. Er floh in den Süden des Landes und entging nur knapp der mit dem NS-Regime kollaborierenden Vichy-Regierung. Gemeinsam mit seiner Frau Elsbeth entkam er über Spanien und Portugal in die USA.

Nach dem Krieg kehrten die Weichmanns nach Deutschland zurück und wirkten in verantwortlichen Positionen maßgeblich am demokratischen Aufbau der Bundesrepublik mit. Herbert Weichmann war unter Hamburgs Erstem Bürgermeister Max Brauer zunächst Präsident des Rechnungshofes und später Finanzsenator, bevor er schließlich selbst Regierungschef der Hansestadt wurde. Der außerparlamentarischen Opposition der 60er Jahre und dem Wandel seiner Partei in den 70er Jahren, insbesondere Willy Brandts Ostpolitik und dessen gesellschaftspolitischer Maxime „Mehr Demokratie wagen“, stand er kritisch gegenüber.