Jüdische Musiker im australischen Exil

Nach dem Machtantritt der Nazis 1933 wurden viele jüdische Musikerinnen und Musiker aus Deutschland und ab 1938 auch aus Österreich vertrieben. Die Flucht führte manche bis nach Australien.

In seltenen Fällen wanderten sie von ihrem Herkunftsland direkt auf die andere Seite des Erdballes aus. Häufiger jedoch wurden die Weichen für ein Exil im „Never-Never-Land“ dadurch gestellt, dass die Verfolgten ab 1933 zunächst einmal Schutz in England suchten. Dies galt auch für Menschen, die in deutschen KZs inhaftiert waren und durch die Aufnahme in englischen Transitlagern gerettet wurden.

Mit dem Vordringen der Wehrmacht nach Westen 1940 wuchs in England die Angst vor einer deutschen Invasion, und die Flüchtlinge wurden nun verstärkt der Spionage verdächtigt. In Tribunalen, in denen die Hintergründe ihrer Flucht geprüft wurden, wurden die meisten von ihnen von den englischen Behörden zunächst als „friendly aliens“ – zuverlässige Ausländer – eingestuft. Dennoch ordnete Churchill die Internierung aller Deutschen an, auch jener, die schon seit Jahren in England lebten und hier ihre neue Heimat gefunden zu haben glaubten. Da er auch die Internierten für ein Sicherheitsrisiko hielt, setzte er schließlich ihre Deportation in außereuropäische Staaten durch.

Unter teilweise menschenunwürdigen Bedingungen wurden die Flüchtlinge in mehrwöchigen Seereisen zu überseeischen Zielen, darunter auch Australien, verbracht. An Bord der berüchtigten „Dunera“ gaben musikbegabte Passagiere aus der Erinnerung Konzerte, dichteten kabarettistische Songs um, ironisch auf die eigene Notlage gemünzt, oder bildeten unter der Leitung eines Synagogenkantors, der eine Stimmgabel vor dem Zugriff des Wachpersonals hatte bewahren können, einen jüdischen Chor. Da die meisten von ihnen nach und nach ihrer Musikinstrumente beraubt worden waren, waren sie auf ihre Singstimmen angewiesen.

Einigen der nach Australien deportierten Musikerinnen und Musikern gelang es, das Musikleben ihrer neuen Heimat entscheidend mitzuprägen. Die meisten jedoch wurden zum Wechsel in musikferne Berufe gedrängt, als feindliche Ausländer ausgegrenzt und interniert. So verschwanden sie auf doppelte Weise und gerieten in Vergessenheit.