Max Brauer

Als Max Brauer (1887-1973) im März 1924 zum Oberbürgermeister der preußischen Stadt Altona gewählt wurde, bekannte er sich in seiner Antrittsrede stolz zu seinen Wurzeln: »Ich bin in Altona geboren. Altona ist meine Vaterstadt. Als Arbeiterkind bin ich hier groß geworden; durch die Volksschule bin ich gegangen, um selber Arbeiter zu werden. Die widrigen sozialen Verhältnisse der unteren Volksschichten habe ich am eigenen Leibe kennengelernt.  Arbeitslosigkeit, Wohnungselend, alles, was die breiten Schichten unserer Bevölkerung bedrückt, ist mir bekannt.« Ausgestattet mit stabilem Selbstvertrauen und kämpferischem Klassenbewusstsein hatte er sich aus der verheerenden Armut seiner Kindheit befreit. Unstillbarer Wissensdurst, beharrliche autodidaktische Fortbildung und frühes politisches Engagement in der Arbeiterbewegung hatten ihm in der Phase des Umbruchs vom Kaiserreich zur Republik zu einem raschen Aufstieg verholfen. Als Regierungschef von Altona war er mit 37 Jahren der jüngste unter allen preußischen Oberbürgermeistern.

Brauers Werdegang war von den Klassenkämpfen der Jahrhundertwende geprägt. Altona galt als das Bollwerk der Sozialisten im Norden, hier und im benachbarten Hamburg standen dem gerade gegründeten Arbeitgeberverband streikbereite Beschäftigte gegenüber. Schon früh exponierte Brauer sich als furchtloser, wortgewandter Arbeiterführer, der vor einer offenen Konfrontation mit den mächtigen Fabrikbesitzern nicht zurückschreckte.

Als Oberhaupt von Altona galt er wegen seiner eigenwilligen Amtsführung manchem als »königlich preußischer Oberbürgermeister«. Und als Erster Bürgermeister von Hamburg handelte er sich mit seinem patriarchalischen Regierungsstil später den Beinamen »Barockfürst« ein. Doch wenn die Tageszeitung Die Welt ihn, der nach der Befreiung Deutschlands vom Faschismus auch angesichts von 300.000 zerstörten Wohnungen in der Hansestadt seine Zuversicht behielt, mit dem Attribut »der Optimist« charakterisierte, dann klang darin an, was viele dachten: dass sein Pragmatismus und sein Mut zu unkonventionellen Entscheidungen ihn zur Idealbesetzung für den Wiederaufbau Hamburgs machten.